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Schmerzvolle Trennung

Das Ende des Krieges brachte für Lothringen ganz neue Verhältnisse. Bischof Willibrord, der in allen Vorkommnissen seines Lebens den Willen oder die Zulassung Gottes sah, entschloß sich, so schwer es ihm auch fiel, sich in die neuen Verhältnisse zu fügen. Das Band, das ihn an die Kirche von Metz kettete, hing nicht mit politischen Voraussetzungen zusammen; er hatte ja auch, wie er in seiner Krankheit später sagte, bei seiner Weihe geschworen, seine Diözesanen nie im Stiche zu lassen.

Waren die Kriegsjahre schon schwer gewesen für den Metzer Bischof, so sollten nun Monate kommen, die für ihn noch bitterer wurden. Es war ja klar, daß ein reichsdeutscher Oberhirte in Lothringen nach dem Kriege eine schwierige Stellung hatte. Das bekam der Bischof bald und immer mehr zu fühlen von einer Seite, die jetzt viel, ja alles zu sagen hatte. Es trat nach und nach immer klarer in die Erscheinung, daß von gewisser Seite darauf hingearbeitet wurde, ihn vom Bischofsstuhle des heiligen Klemens zu verdrängen. Der Bischof wußte wohl, daß diese Bestrebungen innerhalb seiner Diözese nur wenig, fast gar keinen Anklang fanden, daß Klerus und Volk ihm vielmehr nach wie vor mit unverbrüchlicher Treue anhingen; aber dennoch schmerzte ihn es, wiewohl er auch diesen Schmerz mit ruhiger Ergebung zu tragen wußte.

Als Bischof Willibrord für den 1. Dezember 1918 in der Kathedrale einen Dankgottesdienst anordnete, aber dabei, wohl mit Rücksicht auf die vielen Reichsdeutschen, die noch im Lande und auch seine Schäflein waren, für die Beendigung des Krieges, nicht direkt für den Sieg der Alliierten danken lassen wollte, erregte das den Unmut des Kommissärs der französischen Republik in Metz, des Préfet Mirman. Dieser schrieb einen Brief an den Bischof und übergab ihn gleichzeitig der Presse zur Veröffentlichung. Der Brief kennzeichnet die Stimmung der leitenden französischen Kreise Bischof Willibrord gegenüber. Er lautet in Übersetzung:

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_201.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)