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Teilnahme zu begrüßen, edle Frauen, die unter den elendesten Vorwänden von den deutschen Behörden eingekerkert worden waren. Hohe Würdenträger des deutschen Klerus haben alle diese Verbrechen und Schandtaten verherrlicht. »Ich und Gott« hat der Ex-Kaiser verkündet und sie haben es gewagt, zu diesem Sakrileg den Segen zu spenden. Ich habe nicht gehört, daß ein einziger deutscher Bischof, Pastor oder Rabbiner seine Stimme erhoben hätte, um im Namen des Guten gegen das Böse, im Namen der Wahrheit gegen die Lüge, im Namen Gottes selbst gegen die verbrecherische Anmaßung seiner göttlichen Schutzherrschaft zu protestieren ... Ich weiß indes, daß Sie, Herr Bischof, sich im Verborgenen bemüht haben, mehr als einmal verbrecherische Hände zurückzuhalten. Ich weiß auch, daß Sie unter all dem Unrecht, das Sie nicht verhindern konnten, gelitten haben. Wegen dieser Bemühungen und wegen dieser Leiden haben Sie ein Recht auf meine Achtung, von der ich hiermit öffentlich Zeugnis gebe. Es ist mir sogar peinlich, Ihnen durch diese Absage und durch diese notwendigen Erklärungen eine persönliche Unannehmlichkeit zu bereiten; aber unsere Person hat wenig zu sagen gegenüber den großen Rechtsideen, die dieser Krieg aufgestellt hat und die uns beherrschen.

Ich kann Ihrer Einladung nicht folgen, weil sie mit dem Namen eines deutschen Bischofs unterzeichnet ist und somit der Feier vom 1. Dezember einen Charakter gibt, den ich nicht gelten lassen kann. Was soll dies von Ihnen angeordnete »Te Deum« feiern? Ich habe soviel Achtung vor Ihnen, daß ich nicht denke, es solle die Niederlage und Kapitulation Deutschlands feiern; aber das ist es gerade, worüber wir andern, sowohl als Franzosen wie als Menschen, uns freuen. Sie werden also einfach das Ende des Krieges und seiner Schrecken feiern. Damit kann man unserem Gewissen aber nicht genugtun. So schwer der Krieg für Frankreich und seine Verbündeten gewesen ist, sie waren zu jedem Opfer fest entschlossen, um ihn fortzusetzen bis zum endlichen Siege des Rechts. Wir freuen uns über das Ende unserer Prüfungen nur, weil das Verbrechen niedergeschlagen ist und das Recht obsiegt. - Demnach könnte ich mich nicht zu einer solchen

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)