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Es war für Bischof Willibrord wie ein derber Schlag ins Gesicht; er blieb aber vollkommen ruhig. Er wußte, Gott reichte ihm den bitteren Leidenskelch. Als er am 28. April aus den Zeitungen davon Kenntnis erhielt, schrieb er sofort eine Erklärung an die Metzer Zeitungen: »Um Legendenbildungen vorzubeugen, um die Würde des bischöflichen Amtes zu wahren, vor allem aber, um meine geliebten Diözesanen davon zu überzeugen, daß nur höhere Rücksichten mich bestimmen, die Diözese zu verlassen, glaube ich Ihnen folgende Mitteilungen machen zu sollen. Am 12. Januar dieses Jahres schrieb ich an den Heiligen Vater ... (s. oben S. 208). Der Heilige Vater antwortete am 31. Januar ... (s. oben S. 209). Das ist die Sachlage am heutigen Tage, den 28. April. Vielleicht ist inzwischen die Notwendigkeit, von welcher der Heilige Vater spricht, bereits eingetreten. Einer solchen Notwendigkeit, beziehungsweise der durch dieselbe veranlaßten Entscheidung des Heiligen Vaters mich zu unterwerfen, bin ich natürlich gerne bereit. † Willibrord.«

Diese Erklärung kam nicht zur Veröffentlichung, da dem Bischof davon abgeraten wurde. Die französische Regierung betrachtete von nun an Bischof Willibrord nicht mehr als Oberhirten von Metz. Generalvikar Pelt erklärte aber seinem Bischof, für ihn habe sich nichts geändert, er bleibe nach wie vor sein Generalvikar. Auch Rom anerkannte die Ernennung nicht, wie der Kardinalstaatssekretär am 25. April an den Bischof schrieb. Der Bischof dankte am 3. Mai dem heiligen Stuhle für diese Mitteilung und fügte noch hinzu, auch sein Generalvikar Msgr. Pelt habe keine Ahnung gehabt von dieser Ernennung. Seine eigene Lage sei infolge dieser Ernennung noch viel schwieriger geworden. Er sei nach wie vor bereit, sich zurückzuziehen, wenn der Heilige Vater den Zeitpunkt für gekommen erachte.

Klerus und Volk der Diözese Metz waren durch das schroffe Vorgehen der französischen Regierung peinlich berührt, viele empfanden mit dem Bischof die schwere Beleidigung. Das kam auch in der katholischen Presse zum Ausdruck. Fast ein Vierteljahr lang mußte Bischof Willibrord in diesem unhaltbaren Zustand ausharren.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_210.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)