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Augenblicken von einer Hingebung und Zartheit gewesen, die uns bis in den Grund der Seele gerührt hat und die wir Ihnen nie vergessen können. Und jetzt, da Sie in der Lage sind, sich nach jenen traurigen Tagen in der Pflege der Ihrigen ein wenig zu erholen, da bringen Sie eben dadurch Gott um unsertwillen ein neues und größeres Opfer als alle früheren, weil Sie sich, nach dem Beispiel des Meisters, sehnen, uns zu lieben bis zum Ende. Es kostet dem Herzen des guten Hirten Überwindung, sich von einer Herde zu trennen, die er geliebt hat, und der er sein ganzes Leben weihen wollte. Wir verstehen Ihren Schmerz und wir teilen ihn. Der Schmerz, den wir empfinden, ist nicht weniger groß; denn wir stehen am Vorabend des Verlustes des besten Lehrers und eines zärtlich geliebten Vaters. O wie gern würden wir, Monseigneur, in unserer Trauer sagen, wie der Jünger zu Jesus: ,Bleibe bei uns, o Herr!' Wenn wir, von jeder Kundgebung absehend, uns schweigend verhalten, so geschieht es einzig, um Ihnen nicht zu mißfallen und um Sie in Ihrer Hingebung in Gottes Willen und in Ihrer wunderbaren Ergebung nachzuahmen. Aber, was auch kommen mag, nichts kann unsere Herzen hindern, Ihnen in Dankbarkeit, Ehrfurcht und Liebe für immer verbunden zu bleiben. Aus der Ferne, wie in der Nähe werden wir fortfahren, das Gedächtnis desjenigen zu segnen, der für uns in aller Wahrheit und unter allen Verhältnissen das Muster eines Oberhirten war. - Wollen Eure Bischöflichen Gnaden auch unser gedenken und noch oft, wie ehemals den Segen des Himmels auf uns herabrufen, den wir mehr als je benötigen. Wenn wir Ihnen zuweilen Kummer bereitet haben, so bedauern wir es lebhaft und versprechen vor Gott, künftig getreuer zu sein, um aus dem erhabenen Beispiel und den guten Lehren, die Sie uns vom ersten Tag an gegeben, Nutzen zu ziehen....«

Der Bischof erhielt ganze Sammelschreiben von Priestern, die bei Gelegenheit ihrer Kantonsversammlungen ihrem Oberhirten mit bewegten Worten dankbar Lebewohl sagten. In diesen Schreiben kehrt immer wieder die Versicherung, wie große Verdienste sich

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)