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Der eigentliche Abschiedstag war Mittwoch, der 27. August. Da zeigte sich noch einmal, wie beliebt Bischof Willibrord war.

Zuerst erschienen die Oberinnen der Klöster, um ihrem Oberhirten ein letztes Lebewohl zu sagen und für alles zu danken, was er ihnen in den langen Jahren seiner bischöflichen Wirksamkeit gewesen. Der Abschied fiel allen sehr schwer. Alle waren so bewegt, daß der Bischof vor Rührung kaum sprechen konnte.

Tief ergreifend war der Abschied des Klerus des Bistums. Als Bischof Willibrord nach der Ansprache des neu ernannten Bischofs zu reden anfing, übermannte der Trennungsschmerz viele Priester, sie begannen zu schluchzen. Der Bischof sprach[1]: »Meine hochwürdigen Herrn! Sie begreifen meine Rührung in diesem Augenblicke des Abschiedes. Vor achtzehn Jahren haben Sie mich aufgenommen mit einem Vertrauen und einer Liebe, die ganz übernatürlich und eingegeben war von dem Geiste des Glaubens und des Gehorsams gegen den Heiligen Vater, der mich zu Ihnen sandte. Während der Jahre meiner bischöflichen Amtsführung haben diese Gesinnungen immer noch zugenommen und waren stets ein Trost für mich. Heute bin ich so glücklich zu sehen, wie Sie auch im Augenblicke der Trennung diese Gesinnung gegen mich hegen. Ich danke Ihnen ganz besonders für das rührende Andenken[2], das Sie mir überlassen wollen. Die heiligen Bischöfe von Metz und die übrigen Heiligen des Landes werden mich in meine Einsamkeit begleiten und mich immer an die geliebte Metzer Diözese erinnern. Ich werde sie jeden Tag anrufen und sie bitten, daß sie segnen und beschützen mögen das verehrte Domkapitel, die Hirten der Pfarreien, alle Priester und alle Gläubigen der Pfarreien. Von ganzem Herzen segne ich Sie und empfehle mich in Ihre heiligen Gebete.«

Die Tränen, mit denen die Priester diese Worte des scheidenden Bischofs begleiteten, waren der beste Beweis dafür, wie sehr Bischof Willibrord die Liebe und das Vertrauen seines Klerus besaß.

  1. Die Ansprache wird hier in Übersetzung geboten.
  2. Es war ein Reliquiar mit Reliquien der heiligen Bischöfe von Metz.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_215.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)