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empfunden, daß er Lothringer wurde, daß er nur Bischof war ... Darum hing das Volk ihm an, wünschte das Volk, daß er geehrt und geachtet bei uns bliebe ...«

Seelenruhe und Seelengröße atmet der letzte Hirtenbrief, den er zum Abschied an seine Diözesanen richtete. So konnte nur ein Mann reden, der alle selbstischen, ungeordneten Regungen in seinem Innern sich ganz unterworfen hatte und sich einzig und allein von treubesorgter Hirtenliebe leiten ließ. Der Hirtenbrief lautet:

»Geliebte Diözesanen! Seitdem Papst Leo XIII. hochseligen Andenkens Uns die Leitung der Diözese Metz anvertraut hat, sind beinahe achtzehn Jahre verflossen. Während dieser Zeit haben Wir Freud und Leid mit Euch geteilt, zumal die Prüfungen des langen, schrecklichen Krieges. Unsere Absicht war es, das bischöfliche Amt auch weiterhin unter Euch zu verwalten, solange der Herr Uns die nötige Kraft dazu schenken würde. Indes haben die inzwischen eingetretenen Ereignisse Uns veranlaßt, dem Heiligen Vater Unser bischöfliches Amt zur Verfügung zu stellen, wenn er glaube, die Verwaltung der Diözese einem anderen Hirten anvertrauen zu müssen. Der Heilige Vater hat nun die Entscheidung getroffen, Unsern Rücktritt genehmigt und der Diözese Metz einen neuen Oberhirten gegeben. In dieser Entscheidung erkennen Wir den unzweifelhaften Ausdruck des göttlichen Willens, dem Wir Uns bereitwillig unterwerfen. Ein besonderer Trost ist es für Uns, zu wissen, daß der Heilige Vater in Unserem bisherigen Generalvikar, Msgr. Pelt, Uns einen so ausgezeichneten und würdigen Nachfolger gegeben hat. Er ist der rechte Mann, die Diözese unter den neuen Verhältnissen zu leiten und Euch alle den Weg zum Himmel zu führen.

Geliebte Diözesanen! Es ist Uns ein Herzensbedürfnis, bevor Wir von Euch scheiden, Euch allen recht innig zu danken. Gott lohne Euch die Anhänglichkeit und Folgsamkeit, die Ihr Uns alle diese Jahre hindurch bewiesen habt! Ganz besonders danken Wir der hochwürdigen Geistlichkeit, bei der Wir von Anfang an so viele

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)