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Heimgang

Bischof oder nunmehr Erzbischof Willibrord lenkte seine Schritte von Metz zunächst zu seiner Schwester nach Velmede in Westfalen. Infolge der vielen Sorgen und Aufregungen der letzten Jahre war seine Gesundheit stark erschüttert, seine Kräfte waren gebrochen. Im Jahre 1914 hatte ihn (s. S. 127) eine schwere Krankheit befallen, die er wegen des Ausbruches des Weltkrieges nicht ganz ausheilen konnte. So kränkelte er während des ganzen Jahres 1915; sein Herz war derart schwach, daß der Arzt das Äußerste befürchtete. Im Zisterzienserinnenkloster Lichtental bei Baden-Baden fand er bei einer erfahrenen Laienschwester so ausgezeichnete Behandlung, daß sein Zustand wieder erträglich wurde. Doch machten die Kriegsverhältnisse die Erfolge der Lichtentaler Kur bald wieder zunichte. Als Erzbischof Willibrord Metz im Jahre 1919 für immer verließ, war er kränker, als er selbst ahnte.

Die Wochen, die er in Westfalen zubrachte, bekamen ihm wohl; allein es trieb ihn zurück in den Frieden des Klosters. Kardinal Hartmann von Köln hatte ihm in edler Hochherzigkeit seine eigene, völlig ausgestattete Villa in Honnef am Rhein als Aufenthaltsort angeboten, damit ihm so »die Bitterkeit der Verbannung in etwa versüßt« werde; doch Erzbischof Willibrord lehnte dankend ab, er zog sich in seine alte Abtei am Laacher See zurück.

Hier führte er ein zurückgezogenes, klösterliches Leben und nahm von der Morgenfrühe bis zum Abend am feierlichen Chorgebete teil, ja er wollte sogar den Patres der Kommunität die heiligen Exerzitien halten und bereitete sich darauf vor. Allein das war zu viel für sein schwaches Herz. Es stellten sich aufs neue starke Beschwerden ein, die ihn nötigten, Maria-Laach am 20. März 1920 zu verlassen, um wieder in Lichtental Besserung seines Leidens zu suchen. Wirklich fand er auch diesmal dank der liebevollen Pflege von seiten der Schwester Maria Erleichterung.

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_221.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)