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Infolge der Herzschwäche steigerten sich die Beängstigungen und die Schlaflosigkeit bis zur Unerträglichkeit. Die Krankenschwester von Lichtental, der der hohe Kranke unbedingtes Vertrauen schenkte, hielt eine Linderung nicht für ausgeschlossen. Deshalb siedelte der todkranke Erzbischof am 22. Dezember nach Lichtental über. Er gab sich keiner Täuschung hin und man sagte es ihm klar, an eine vollständige Heilung war nicht mehr zu denken. Er ahnte, daß er sein geliebtes Beuron nicht mehr sehen werde.

In den ersten Wochen ging es in Lichtental erträglich. Infolge der von Schwester Maria angewandten Mittel trat wirklich eine Erleichterung ein und schwollen die Füße ab. Anfangs März verschlimmerte sich aber der Zustand. Der Bischof selbst teilte dies dem Herrn Erzabt von Beuron, Raphael Walzer, mit: er wisse nicht, wie es ausgehe und lege darum in dessen Hände »den Dank für die vielen und großen Wohltaten«, die er in der teuren Kongregation genossen habe. Sein Testament liege im Schreibtisch seines Beuroner Zimmers. Er bat ferner, bei seinem Tode den Heiligen Vater benachrichtigen zu lassen. Der Erzabt möge dafür sorgen, daß bei seinem Begräbnis keine Lobrede gehalten werde, sondern die Gläubigen an die Pflichten und die Verantwortung des Bischofs erinnert und zum Gebet für ihn aufgefordert würden.

Am 7. März begab sich der Erzabt selbst nach Lichtental. Sein Besuch brachte dem teuren Kranken, wie er wenige Tage darauf schrieb, großen Trost, besonders in seinen geistigen Beängstigungen; auch freute es ihn, daß er sein Grab, wie ihm der Erzabt zusicherte, vor dem Altar des heiligen Benedikt finden solle.

Die Seelenleiden, die der Kranke zu bestehen hatte, waren schwer. Er mußte mit dem göttlichen Heiland gleichsam alle Stationen seines Leidens durchmachen, von der unsagbaren Trauer am Ölberge bis zur gänzlichen Verlassenheit am Kreuze. Vielen Trost brachte ihm das heilige Sakrament der Ölung, das er am 2. März noch einmal empfing.

Später ließen die Seelenleiden etwas nach. Am 25. März diktierte er

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)