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an den Erzabt von Beuron: »Ihr Osterbrief hat mich mit besonderer Freude erfüllt. Ich danke Ihnen von Herzen dafür und erwidere Ihre Osterwünsche für Sie und alle lieben Mitbrüder, die Laienbrüder eingeschlossen, von ganzem Herzen. Mein körperliches Befinden wird alle Tage etwas schlechter. Doch gibt der liebe Gott Mut in der Hoffnung, bald bei ihm zu sein.« - Zugleich fügte die Krankenschwester hinzu: »Es ist eine ganze Veränderung vor sich gegangen seit Ihrem Hiersein. An Stelle der inneren Leiden ist eine große Sehnsucht nach Jesus getreten. Der liebe Kranke hat gar keine Angst und Furcht mehr. Die Leiden werden täglich größer. Der Arzt sagt, die Wasserlast betrage dreiviertel Zentner. Der Brand nimmt zu; an einzelnen Stellen ist alles blutrot und offen. Das Wasser brennt wie Feuer. Tag und Nacht verbringt der hohe Kranke im Lehnstuhl. Dabei ist er bewunderungswürdig in seiner Geduld und in seinem Gottvertrauen. Alles vereinigt er mit dem Leiden des göttlichen Heilandes. Für alle will er leiden und sich opfern ... Gestern mußte ich ihn ans Fenster führen. Er wollte nochmals zum Klostertor hinausschauen, zu dem man ihn bald hinausführen werde. Er freue sich, sagte er, bald nach Beuron gehen zu dürfen, um auszuruhen. Er sehne sich darnach; aber er wolle doch solange leiden für Christus und seine heilige Kirche, als der liebe Gott es wolle. ... Er leidet jetzt viel, aber heldenhaft. Noch keine Klage kam über seine Lippen. Gar oft bei Tag und Nacht dankt er für das Leiden. Er erbaut uns alle...«

Nun war die Aufgabe des Erzbischofs: leiden und beten. Den Tag über war er fast beständig im Gebet: meist waren es Stoßgebete, wie »Mein Jesus, Barmherzigkeit!« »Sei gegrüßt o Kreuz, du einzige Hoffnung!« u.a. Dabei wuchs mit dem Leiden seine Leidensbereitwilligkeit, ja Freudigkeit. Den Schlüssel dazu gab ein Geständnis, das er der Schwester anvertraute. Er habe, aus Angst vor dem Fegfeuer, Gott gebeten, ihn hier leiden zu lassen, so daß er bei seinem Tode gleich in den Himmel eingehen dürfe. Es scheint in der Tat, als ob sein Gebet Erhörung gefunden habe. Seine Leiden

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_224.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)