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Die Kunde vom Hinscheiden des Erzbischofs Willibrord weckte schmerzliche Trauer überall, wo der Verstorbene näher bekannt war. Das war vor allem in der Diözese Metz der Fall, die den verehrten Oberhirten im besten, dankbaren Andenken behalten hatte. Zahlreiche Beileidskundgebungen liefen aus Metz in Beuron ein. Das schönste Denkmal hat dem Verstorbenen sein Nachfolger, Bischof Pelt, in dem von warmer Liebe getragenen Hirtenschreiben gesetzt, das er schon am 17. April erscheinen ließ. Darin wird betont, Bischof Willibrord habe sein Versprechen, allen alles zu werden, »in den fruchtbaren Jahren seiner langen und glorreichen bischöflichen Wirksamkeit«, vollauf gehalten. Es gehöre der Geschichte an, mit welch herzlicher Hingebung er sich mehr und mehr den Gebräuchen, der geistigen Eigenart und Sprache der Lothringer anpaßte, mit welchem Eifer er seinen geistigen Kindern die Schätze der Gnade austeilte, zu deren Verwalter ihn der Herr bestellt, mit welcher Festigkeit er den katholischen Glauben gegen alle Gefahren beschützte, mit welcher Kraft der Überzeugung er den Seinen die Nahrung des Gotteswortes bot. Was sich im oberhirtlichen Wirken Bischof Willibrords am nützlichsten erwiesen habe für das geistliche Wohl der Diözese, sei die Förderung der eucharistischen Frömmigkeit gewesen. Hätte er kein anderes Verdienst als dieses, so würde ihm das schon einen Ehrenplatz sichern unter den berühmtesten Hirten der Metzer Kirche.

Wie groß die Anhänglichkeit der Metzer an ihren alten Bischof war, zeigte sich beim feierlichen Trauergottesdienst in der Kathedrale am 28. April. Kopf an Kopf drängte sich die andächtige Menge und an die vierhundert Priester nahmen an dem Pontifikalrequiem teil, das Bischof Pelt hielt.

Welch hohen Ansehens sich Bischof Willibrord in den weitesten Kreisen erfreute, zeigten die vielen Telegramme und Briefe, die nach Beuron gerichtet wurden. Kardinalstaatssekretär Gasparri telegraphierte, der Heilige Vater habe mit lebhaftem Schmerze die Nachricht vom Hinscheiden des Erzbischofs vernommen und bete

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_232.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)