Seite:De Benzler Leben 234.jpg

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Güte und einen poetischen Zug zur Natur mit einem ausgesprochenen Hang zur Einsamkeit. Gleichzeitig aber verbarg sich in ihm eine gewisse Heftigkeit oder um einen minder starken Ausdruck zu gebrauchen, eine feurige Aufwallung, die sich zeigte, wenn er Widerstand fand. Sie hatte, nach meiner Ansicht, ihren Grund in den ungewöhnlich starken intellektuellen und religiösen Überzeugungen des Bischofs, die in ihm mit einer großen Liebe zur Kirche und zur Wahrheit verbunden waren und die er mit großem Eifer, ja selbst mit Feuer verteidigte. Zu jener Zeit war er durch seine übernatürlichen Tugenden und seine tiefe Frömmigkeit dahin gekommen, diese natürliche Heftigkeit fast völlig zu beherrschen. Nur sehr selten konnte man ihn aufgeregt oder erzürnt sehen, und wenn dies einmal geschah, so war es immer für das Gute und mit einer gewissen Zurückhaltung.

Es war ihm auch eine große Begeisterung für alles Schöne und Edle eigen. Der Hauptzug an dieser edlen Bischofsgestalt war aber ohne Zweifel seine englische Frömmigkeit. Die heilige Liturgie schätzte er überaus hoch. Jeder, der den Bischof Benzler die heilige Messe lesen sah, fühlte sich tief erbaut, und man konnte dem Gottesdienst in der Kathedrale nicht beiwohnen, ohne von des verehrten Prälaten würdevoller Haltung voll Adel und verhaltenem Feuer ergriffen zu werden. Bemerkenswert ist die besondere Andacht des Bischofs zum heiligsten Sakrament. Man konnte ihn oft in tiefer Anbetung vor dem Tabernakel sehen. Er war mit einem Wort ein Mann des Gebets. Und das ist, wie ich glaube, das Geheimnis seiner Heiligkeit und der eigentliche Grund seines fruchtbaren Wirkens in der Metzer Diözese, trotz so gehäufter Schwierigkeiten. Zur Unterstützung dieser Meinung will ich hier das Wort eines sehr verdienten Ordensmannes anführen, der den Bischof genau kannte. »Der Bischof«, so sagte er, »hat viele Schwierigkeiten gefunden und er wird deren noch mehr haben; aber er wird über alles siegen, denn er ist ein Mann des Gebetes.«

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)