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bei einer anderen Gelegenheit gab. Da diese Winke auch anderen von Nutzen sein können, so mögen hier die kurzen Aufzeichnungen folgen, die ich während der betreffenden Unterweisung gemacht habe: »In den Exerzitien sollen wir besser erkennen, was wir tun müssen, um vollkommen zu werden, und was wir hierin haben fehlen lassen. Wir sollen neue Kräfte sammeln, um unsere Vorsätze ausführen zu können. Die Exerzitien sind eine Ruhezeit; die geistige Ermüdung soll schwinden, die Seele soll frische Kraft gewinnen. Stellen wir unseren Geist vor Gott. Haben wir Freude an Gott, am heiligen Kreuze. Innige Vereinigung mit Christus. Die Gnade Gottes einsaugen; weinen, hoffen, lieben. Hüten wir uns vor der Gefahr, die Exerzitien zu wissenschaftlich aufzufassen, zu viel zu schreiben, zu viele Worte zu machen: »non in multiloquio« (nicht mit vielen Worten). Alles auf dem Papier, nichts im Herzen! Aufzeichnungen machen ist gut, aber nicht zu viel, nicht wissenschaftlich, sondern: Liebesaffekte, Vorsätze, die man am monatlichen Rekollektionstage wieder durchlesen kann. Ein anderes Hindernis: die Andacht, die Zerknirschung erzwingen wollen. Das ist unnütz und unmöglich. Die Früchte der Exerzitien werden dann geringer sein, weil Anmaßung mitspielt. Knien wir demütig vor dem Kruzifix nieder und halten wir uns ganz ruhig. Die Exerzitien sollen für die Seele eine Erholungszeit sein. Keine Tröstungen suchen, nur Gott. Plagen wir den Geist nicht zu viel…« Es liegt in diesen kurzen Winken eine tiefe Weisheit.

Die Betrachtungsmethode selber war bedeutend einfacher, als ich sie bisher mehr oder weniger gut geübt hatte. Ich gestehe, daß ich froh war, die Rüstung Sauls ablegen und mit Stab und Schleuder, das heißt mit der schlichten Erwägung der geoffenbarten Wahrheit und dem daraus von selber sich ergebenden Vorsatz und Gebet, in den geistlichen Kampf ziehen zu können. An dem Evangelium von der Verklärung des Herrn auf Tabor hat uns P. Magister später einmal die Betrachtung erklärt. Die Notizen, die ich während jener Konferenz niedergeschrieben habe, dürften interessieren. »Assumpsit

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_29.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)