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gerechtfertigt, da ja die Maigesetze die Ordensleute aus Preußen vertrieben hatten. Allein es wurde ihm nicht stattgegeben, »weil ich mich im militärpflichtigen Alter befinde und die beabsichtigte Auswanderung zu der Annahme berechtige, daß ich lediglich auswandere, um mich dem Dienste im Heere oder in der Flotte zu entziehen«[1]. Bei der Musterung wurde ich zunächst zurückgestellt, bei einer späteren Stellung aber für untauglich erklärt.

Nachdem ich bei dem damaligen Generalvikar in München, Dr. Rampf, nachmaligem Bischof von Passau, ein gelindes Examen bestanden hatte, erteilte mir Erzbischof Gregorius von Scherr († 24. Oktober 1877) in seiner Hauskapelle die beiden ersten höheren Weihen. Der hochwürdigste Herr, selber Benediktiner und früher Abt von Metten, bewies mir so viel herablassende Güte, daß ich darob tief gerührt ward, und sich mir der Gedanke aufdrängte: Wie gut, o Gott, mußt du selber sein, wenn deine Stellvertreter schon so gütig sind!

Um dieselbe Zeit forderte der Herr von mir ein überaus schweres Opfer. Unser geliebter Novizenmeister, P. Hildebrand de Hemptinne, war für eine Klostergründung in England, zu Erdington[2] bei Birmingham, ausersehen und mußte uns noch im selben Monat (September 1876) verlassen.

Das war das erste, große Kreuz, das mir im Ordensleben begegnete. Ich verdankte P. Hildebrand so viel; mit mütterlicher Sorge hatte er sich meiner angenommen, mir geholfen in allen Schwierigkeiten; er verstand mich vollkommen und kannte alle Bedürfnisse meiner Seele. Doch das Opfer mußte gebracht werden, mochte es noch so schwer sein; lange, lange fühlte ich es, aber es war mir zum Heile. Wie der Heiland den Jüngern seine sichtbare


  1. So lautete ein Erlaß der königlichen Regierung zu Arnsberg vom 12. Februar 1876.
  2. Dieses Kloster wurde 1899 zur Abtei erhoben, nach dem Weltkriege (1922) aber aufgehoben. Die deutschen Patres siedelten mit ihrem Abte nach der alten Benediktinerabtei Weingarten in Württemberg über.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_36.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)