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An Schwierigkeiten fehlte es uns in den Anfängen des wiedererstandenen Klosters nicht; die Werke Gottes müssen das Kreuz zum Fundamente haben. Am 10. Februar, dem Feste der heiligen Scholastika, reiste unser Ökonom, P. Gregor Fechter, nach Prag, um den dortigen Mitbrüdern in geschäftlichen Angelegenheiten behilflich zu sein. Dort wurde er vom Typhus befallen. Am 12. März, seinem Namenstage, sang er seine letzte heilige Messe; am Feste des heiligen Ordensvaters Benedikt, am 21. März, starb er, nachdem er kurz vor seinem Hinscheiden das Magnifikat angestimmt hatte. Sein Tod war für uns in Seckau ein harter Schlag. Wir verloren in P. Gregor einen Mitbruder, der allein über die materiellen Verhältnisse unterrichtet war. Die Bestellung der Felder drängte, und niemand von uns wußte auch nur zu sagen, welche Felder die unsrigen waren. Ein braver Bauersmann, der besser orientiert war als wir, kam uns in dieser Verlegenheit zu Hilfe und besorgte die notwendigsten Arbeiten. Einige Wochen später schickten uns die Obern Ersatz in der Person des P. Karl Mattes, der sich in der Folge um die Klosterökonomie große Verdienste erwarb.

Nach Gebet und Arbeit gewährte die herrliche Natur die beste Gelegenheit, Körper und Geist zu erfrischen. Die gewöhnlichen Spaziergänge führten uns nur in die nächste Umgebung; doch von Zeit zu Zeit wurden auch größere Märsche ins Gebirge unternommen. Ich gestehe, daß ich an ihnen kaum teilgenommen habe, ich fühlte mich am wohlsten bei der gewohnten klösterlichen Tagesordnung. Nur einmal stieg ich zu der oberhalb Seckau gelegenen ,Hochalm’ hinauf und besuchte das Wallfahrtskirchlein ,Maria Schnee’. Hier wird alljährlich an Mariä Heimsuchung (2. Juli) und Maria Schnee (5. August) feierlicher Gottesdienst gehalten, wozu die Gläubigen aus nah und fern zahlreich herbeiströmen. Ein anderes Mal gings durch die Alpenwelt nach dem sechs Stunden entfernten Mautern, wo die Patres Redemptoristen ein blühendes Scholastikat besitzen. Die uns dort erwiesene Liebe ist mir noch in angenehmer Erinnerung.

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_52.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)