Seite:De Benzler Leben 69.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nach einer Wallfahrt ins heilige Land, welche die beiden Brüder Maurus und Plazidus als Begleiter der verwitweten Fürstin Katharina von Hohenzollern im Jahre 1860 unternahmen, erteilte ihnen noch im selben Jahre, am Feste des heiligen Erzengels Michael, Plus IX. die Sendung, den Benediktinerorden in ihrem Vaterlande wiederherzustellen. »Gehet dorthin, wo ihr viele Novizen findet«, hatte der Papst ihnen gesagt.

Nach drei Jahren voller Mühen und mannigfacher Enttäuschungen, nach einem vergeblichen Versuch in Materborn bei Cleve fanden die Brüder ein Heim im ehemaligen Kloster Beuron, das die Fürstin Katharina für sie erwarb. Damit hatte P. Maurus die eigentliche Stätte seiner Wirksamkeit erreicht. Die Neugründung erblühte hoffnungsvoll; schon im Jahre 1868 wurde Beuron zur Abtei erhoben und P. Maurus zu Rom von Kardinal von Reisach zum Abte benediziert. Den weiteren Verlauf seines Lebens und seines Wirkens haben wir bereits kennen gelernt.

Erzabt Maurus war eine hochbegabte, edel veranlagte Natur. Mit der ganzen Kraft und Innigkeit seines Geistes erfaßte er das monastische Ideal und erstrebte dessen Verwirklichung. Er verfügte über eine feine, allseitige Bildung. Die deutsche Sprache handhabte er mit Meisterschaft. Er schrieb ein klassisches Latein und sprach geläufig französisch, italienisch und englisch. Er besaß ein hervorragendes Rednertalent; die Ansprachen, die er bei besonderen Anlässen hielt, waren geist- und gehaltvoll, tief empfunden, voll Poesie und formvollendet.

Der heiligen Kirche und ihrem Oberhaupte war er in Liebe und Treue ergeben. Er suchte auch den Wünschen des apostolischen Stuhles zu entsprechen. Als es z. B. schien, daß die Römische Behörde die in der Kongregation eingeführte Ausgabe des Graduale von Dom Pothier nicht billige, schaffte er sie wieder ab.

Er war ein begeisterter Verehrer und Bewunderer des heiligen Vaters Benedikt und seiner Regel. Seine Kongregation immer mehr mit dem Geiste derselben zu durchdringen, war seine Lebensaufgabe.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_69.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)