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Als ich zehn Jahre alt war, wurde ich auf die höhere Bürgerschule nach Menden geschickt; ich wohnte daselbst bei einem entfernten Verwandten. Es war seit langem mein Wunsch gewesen, zu studieren, und schon als kleiner Knabe hatte ich auf die Frage, was ich werden wolle, ohne Zögern geantwortet: Bischof! Der Herr Pfarrer sagte dann wohl: aber doch zuerst Kaplan und Pastor! Der Leiter der Schule, Rektor Schulte, war ein Vetter meiner Mutter; der zweite Lehrer, Konrektor Wulff, ein gar strenger Mann, wurde von uns Schülern sehr gefürchtet.

Aller Anfang ist schwer, sagt das Sprichwort; auch ich mußte seine Wahrheit erfahren. Das Latein wollte nicht in den kleinen Kopf, und das Fernsein von der lieben Heimat war mir sehr schmerzlich. Doch die Zeugnisse waren nicht schlecht; ich meine besser, als ich sie verdient hätte.

Zwei Jahre blieb ich in Menden, um dann auf den Rat unseres damaligen Pfarrers ans Progymnasium nach Attendorn zu gehen. Dortselbst wurde ich nach bestandener Prüfung in die Untertertia aufgenommen. Doch war ich für diese Klasse nicht reif, so daß ich nur mit Mühe dem Unterrichte folgen konnte. Ich schlug mich durch, so gut es ging, und rückte jährlich in die höhere Klasse auf. Von den dortigen Lehrern erinnere ich mich besonders an den Rektor der Anstalt, Widmann, der, ein schon älterer Herr, mit jugendlicher Begeisterung den Ovid erklärte und uns durch seinen lehrreichen Geschichtsunterricht besonders anzog. Leider soll er im Kulturkampfe in die altkatholischen Wirren hineingezogen worden sein und sich nicht wieder zurechtgefunden haben.

Aufrichtigen Dank schulde ich unserem damaligen Religionslehrer, Herrn Gocke. Er bereitete uns durch gründlichen Unterricht auf die erste heilige Kommunion vor, die wir am Weißensonntag des Jahres 1867 empfingen. Die heilige Firmung erhielt ich später vom hochwürdigsten Herrn Weihbischof Freusberg in der alten Pfarrkirche zu Iserlohn. Auch auf Sekunda erteilte uns Herr Gocke den Religionsunterricht und trug uns dabei die Lehre von

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_7.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)