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und sah sich nicht getäuscht. Alle die Prüfungen des Kulturkampfes ertrug er mit voller Ergebung; sie sollten nur zur Förderung seines großen Werkes beitragen.

Erzabt Maurus war eine lebhafte Natur; aber niemals habe ich ihn aufgeregt gesehen. Mit großer Geduld ertrug er die Schmerzen seiner letzten Krankheit. Er betete fortwährend und verschied fast unmittelbar nach dem Empfang der heiligen Kommunion. Noch jetzt steht Erzabt Maurus in bestem Andenken bei allen, die ihn gekannt haben; möge sein Geist in seiner Kongregation stets lebendig sein.[1]

Aus der alsbald vorgenommenen Neuwahl ging der bisherige Abt von Maredsous, Plazidus Wolter, hervor. Derselbe, nur drei Jahre jünger als sein Bruder, Erzabt Maurus, war seit der Grün­dung Beurons dessen rechte Hand gewesen. Unter seiner Regierung sollte die Kongregation einen mächtigen Aufschwung nehmen.

Die nächste, dem neuen Erzabte obliegende Aufgabe war es, der durch seine Wahl verwaisten Abtei Maredsous einen neuen Vater zu geben, d. h. bei der Abtswahl daselbst den Vorsitz zu führen. Die Stimmen der Kapitulare vereinigten sich auf den Sekretär des Erzabtes Maurus, P. Hildebrand de Hemptinne. Vergebens machte der Erwählte seine geschwächte Gesundheit geltend, die unter der Last eines solchen Amtes schon nach einigen Monaten erliegen müsse. Seine Vorstellungen fanden kein Gehör, er mußte die Wahl im Gehorsam annehmen. Nun erinnerte er sich eines Wortes, das einst der selige Erzabt Maurus zu ihm gesprochen hatte, er werde auf Monte Cassino Genesung finden. So pilgerte er zum heiligen Berge und empfing daselbst aus der Hand des Kardinals Sanfelice, Erzbischofs von Neapel, der auch ein Sohn St. Benedikts war († am 3. Januar 1897), die feierliche Abtsweihe. Aber auch in seiner Hoffnung auf Genesung sollte er nicht getäuscht werden; der heilige Vater Benedikt erhörte das innige Gebet des neuen Abtes


  1. Biographie über ihn von A. Schott (1891). G. v. Caloen, D. Maur Wolter (Bruges 1891).
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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_71.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)