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Die Wirksamkeit des zweiten Erzabtes war reich gesegnet. Unter seiner Regierung wurde die von ihm als Abt von Maredsous bereits in die Wege geleitete Gründung der Abtei Mont-César in Löwen und des Frauenklosters St. Scholastika zu Maredret bei Maredsous ins Werk gesetzt. Er selber stellte die Abtei Maria-Laach wieder her, gründete das dritte Frauenkloster der Kongregation St. Hildegard zu Eibingen, die Abtei St. Josef bei Coesfeld und endlich eine kleine Niederlassung zu Kempen am Rhein.

Die Beuroner Klosterfamilie war inzwischen immer mehr gewachsen. Trotz eines bedeutenden, noch unter Erzabt Maurus aufgeführten Neubaus machte sich ein fühlbarer Platzmangel geltend. Es mußte ernstlich an eine Neugründung gedacht werden. Doch die Aussichten waren ungünstig; etwas Passendes wollte sich nicht bieten.

Da erinnerte ich den Erzabt daran, daß wir seiner Zeit in Volders jahrelang jeden Mittwoch zu Ehren des heiligen Josef ein Votiv­amt abgehalten hatten und so in den Besitz von Emaus gekommen waren. Der Vorschlag, jetzt ein gleiches zu tun, wurde angenommen und sogleich ausgeführt. Kaum zweimal mochten wir die Votivmesse zu Ehren des heiligen Nährvaters Christi gefeiert haben, als wir unser Gebet auch schon erhört sahen: es bot sich uns die Möglichkeit, die ehemalige Benediktinerabtei Maria-Laach zu erwerben.

Hocherfreut über diese Fügung der göttlichen Vorsehung beauftragte der Erzabt den Abt Hildebrand, der gerade in Beuron weilte, nach Maria-Laach zu gehen und daselbst die Verhandlungen einzuleiten. Ich begleitete den Herrn Abt und sah so am 15. Juli 1892 zum ersten Male das liebliche Kloster am See, das bald die Stätte meiner Wirksamkeit werden sollte. Die Verhandlungen nahmen einen befriedigenden Verlauf, und es erübrigte nur, die Erlaubnis zur Benützung der dem Staate gehörigen ehemaligen Abteikirche zu erwirken. Zu diesem Zwecke wandte sich Erzabt Plazidus persönlich an den Kaiser, der ihn in Audienz empfing und seine Bitte huldvollst gewährte. Damit war die Gründung in Maria-Laach gesichert.

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_74.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)