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11. November die Kirche des neuerrichteten Benediktinerkollegs von St. Anselm feierlich eingeweiht, und zu gleicher Zeit eine Versammlung der Äbte des Ordens abgehalten werden sollte.

St. Anselm ist eine Stiftung Leos XIII., des großen Gönners und Wohltäters des Benediktinerordens. Durch die Schaffung eines gemeinsamen Zentrums wollte der Papst nach seinen eigenen Worten »die wahren und echten monastischen Grundsätze wieder allgemein zur Geltung bringen und dem Baume des Ordens die Kraft der alten Zeiten zurückgeben, daß wiederum wie ehemals seine segenspendenden Zweige sich ausdehnen bis zu den Grenzen der Erde.« Zu diesem Zwecke hatte Leo XIII. im Jahre 1893 einen Primas für den ganzen Orden ernannt und ihn zugleich zum Abt von St. Anselm und zum Leiter des mit der Abtei verbundenen Studienkollegs eingesetzt. Die Wahl des Papstes für diesen neuen, ebenso wichtigen als schwierigen Posten war auf meinen väterlichen Freund, Abt Hildebrand von Maredsous, gefallen. Schon vorher hatte ihm der heilige Vater die Anfertigung der Pläne für die neue Abtei übertragen, ein Auftrag, dessen er sich in glänzender Weise entledigte.

Der stattliche Bau, im Stile der römischen Basiliken gehalten, ist ein wahres Meisterwerk, dem unter den neueren Bauwerken Roms unzweifelhaft die Palme gebührt, ja das mit den besten Schöpfungen der älteren Zeit wetteifert. Die ausgedehnten Baulichkeiten von St. Anselm gewähren dem Beschauer einen wahren Genuß, mag er sie nun aus der Ferne bewundern, wie sie majestätisch die alte Höhe des Aventin krönen, oder mag er sie in ihren malerischen Einzelheiten betrachten. Die dreischiffige Basilika hatte einstweilen keinen anderen Schmuck als ihre prächtigen Säulen und den schönen Bodenbelag in Marmor und Mosaik; desgleichen die ebenso große Krypta, deren zahlreiche Altäre alle aus einem einzigen Granitblock bestehen.

Kardinal Rampolla vollzog die Einweihung der Kirche, während Bischöfe und Äbte des Ordens die Konsekration der Seitenaltäre und der Altäre der Unterkirche vornahmen. Leo XIII. gewährte den Äbten eine besondere Audienz und richtete an sie eine längere lateinische

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_89.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)