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ein rührendes, zur Nachahmung anspornendes Wort! Als ich Leo XIII. bei der Abschiedsaudienz noch einmal sah, empfahl er mir, den Glauben, der in der Diözese Metz lebendig sei, zu erhalten und zu festigen. Der Heilige Vater schien sehr ermüdet. Ein halbes Jahr später ging er zur ewigen Ruhe ein († 20. Juli 1903).

Rom ist die Stadt der Heiligen. Wohl keine andere Stadt hat deren soviele aufzuweisen. Es war mir ein großer Trost, ihre Grabstätten wieder aufzusuchen und mich daselbst ihrer Fürbitte empfehlen zu können. Mein lebhaftes Interesse galt auch den zahlreichen Schöpfungen der antiken, altchristlichen und Renaissance-Kunst, auf die man dort Schritt für Schritt stößt.

Es zog mich auch mit Macht zu den Stätten, an denen sich mein heiliger Ordensvater Gott geweiht und geheiligt hat. Zunächst besuchten wir Subiaco. Hier hat sich der heilige Benedikt in der Einsamkeit der Felsenhöhle auf seinen erhabenen Beruf als Vater und Gesetzgeber der Mönche vorbereitet.

Auch nach Cassino wollten wir dem heiligen Vater folgen, um an seinem Grabe zu beten und uns von seinem Geiste zu erflehen. Halbwegs Neapel thront das Erzkloster, die Wiege unseres heiligen Ordens, hoch oben auf ragendem Berge, weit in die Lande schauend, eine heilige Gottesburg. Gewiß, diese Stätte gehört zu den ehrwürdigsten auf dem ganzen Erdenrunde.

Der Aufstieg war seit einigen Jahren bedeutend erleichtert. Während seit alters ein beschwerlicher Zickzackweg, der nur zu Fuß oder zu Esel zurückgelegt werden konnte, zur Höhe hinaufführte, kommt man jetzt auf breiter Straße bequem zu Wagen hinauf. Und welch herrliche Fahrt! Höher und höher windet sich die Straße, das Städtchen S. Germano oder Cassino, wie es jetzt heißt, mit seiner alten Burg unter sich lassend. Welch prächtige Ausblicke in die großartige, romantische Natur!

Im Kloster wurde uns ein herzlicher, brüderlicher Empfang zuteil. Bald suchte ich in der glänzenden Kirche die Stätte auf, an der ich am liebsten weilte, das Grab des heiligen Vaters Benedikt. Seine

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_99.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)