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„Herz des Volkes“ erobert: wenn er für unantastbar gehalten wird. Der Dichter, in der Vernunft des Volkes, ist ein Wesen anderer, höherer Sphären. Seine Gestalt wird begrüßt wie eine Erscheinung aus anderer Welt.

Die tiefe Gerechtigkeit der Seele zwingt uns zu dieser entscheidenden Sonderung: ob jemand nur Talent, nur Begabung, nur höchstgewandter Literat – oder ob einer ein Dichter sei. Ob früh oder ob sehr spät – rückblickend müssen wir feststellen, daß selten das Empfinden des Volkes trog, daß selten ein Dichter der Verehrung entging – auch wenn sie nur noch nachhallend den Namen eines Verstorbenen glorifizierte.

Wenn Klabund früh, mit seinen dreiunddreißig Jahren, der meistgenannte, meistgelesene und anerkannte lyrische Dichter seiner Generation wurde, so ist dieser entscheidende Umschwung, die entschiedene Einkehr zu ihm nur so zu erklären: daß endlich die wahre Substanz seines Wesens durchdrang, daß die Beseeltheit seines Gedichtes sich frei und lückenlos offenbarte.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)