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Kind-Gestalt des „Kreidekreises“, ist nach Klabunds eigenem Zeugnis „nicht eine chinesische Figur, sondern ein deutsches Mädchen“. Freilich in die Gewandung einer fernöstlichen Welt transponiert.

Klabunds schönste Gedichte haben die einfache, die hinreißend schlichte Melodie des alten deutschen Volksliedes. Wenn er sie wie in seinem Bande „Dumpfe Trommel“ oder „Das Blumenschiff“ als Übertragungen altchinesischer Dichtungen ausgab (und ein Jahrzehnt lang glaubte man diesem Spiel), so erkenne ich darin wieder einen Grundzug seines Wesens: die namenlose Scheu vor der unmittelbaren Berührung mit der Umwelt, der Wille zur Anonymität, der schon zur Namens-Wahl „Klabund“ führte.

In diesen Gedichten aber lebt der Zauber der Volksseele, in seinen Balladen und balladenhaften Romanen ist das Volksleben eingefangen. Die einfachen, schlichten, großen Geschehnisse sind ihm vertraut – die einfachen, schlichten, großen Schicksale des Menschen. Und über allem und in allem: die ewige Seele der Natur.

Otto Zarek     


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)