Seite:De Bracke (Klabund) 034.jpg

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„Wie ist Euer Name?“ wagte Bürgerin Bracke zu fragen.

„Polyhymnia.“

Die Bürgerin Bracke hörte rumoren auf der Treppe. Furcht schlug ihr ins Angesicht, die Frauen möchten zu so später Stunde ihrem jähzornigen Gatten begegnen – da verneigten sie sich stumm und schwebten durch die Tür und an ihrem Manne vorüber, der soeben schimpfend die Kammer betrat.

„Was ist das für ein parfümierter Gestank im Zimmer? Ich werde das Fenster öffnen.“

„Tu es nicht, Mann,“ flehte die Frau, „die feuchte Nachtluft ist Gift für Wöchnerinnen.“

Brummend begann der Physikus sich zu entkleiden.


Bracke lächelte.

Da ließ sich ein Schmetterling auf seiner Stirne nieder, vermeinend, daß sie eine Blüte sei.

Bracke weinte.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)