Seite:De Bracke (Klabund) 047.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schlangen, die sie aus ihrer Schale tränkte, spielten am Tage listig und lustig mit ihr. Einmal ging das Tor, und Christus selber trat herfür. Er streichelte ihre Wangen und tröstete sie. Sie aber bat ihn, daß er ihr eine Gestalt möge verleihen, darin sie niemand mehr gefiele denn ihm allein, damit sie keinerlei Anfechtungen mehr ausgesetzt sei unter den Menschen. Da hob Christus die Hand, segnete sie und verwandelte sie in ein häßliches, affenähnliches Geschöpf. Als ihr Vater, der heidnische König, sie also sah, erschrak er heftig und machte eine Gebärde des tiefsten Abscheus. ‚Dies‘, sprach er, ‚ist nicht meine schöne und kluge und sanfte Tochter. Dies ist ein schmutziges und abscheuliches Tier.‘ Sie jedoch lobpreiste den Herrn und sprach: ‚Ich war Eure Tochter und bin es nicht mehr, da ich mich dem gekreuzigten Gott versprochen habe.‘ Da sprach der heidnische König: ‚So sollst auch du gekreuzigt werden wie dein Gott.‘ – Und seine Häscher ergriffen sie, und sie wurde gekreuzigt wie einst der Heiland. Wer sie aber anruft in Bedrängnis und

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)