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sind sie in dem einen Punkte sehr bescheiden, daß sie sich damit begnügen, Gold, Juwelen, Purpur und alle möglichen Symbole der Weisheit und Tugend auf ihrem Körper zu tragen, aber andern die Sorge überlassen, weise und tugendhaft zu sein. Der saubere Gebieter schläft bis zum Mittag und läßt sich dann von dem bereitstehenden gemieteten Kaplan, noch fast im Halbschlummer, eilig eine Messe lesen. Dann frühstückt man; das Diner folgt unmittelbar darauf. Nach Tisch wird gewürfelt, gelost und manches Brettspiel gespielt; es kommen die Spaßmacher, die Narren und Dirnen. Solchermaßen vergeht das Leben der hohen Herren. –

Ist dies nicht die abscheulichste Lüge, die mir je vorgekommen?“ sprach Bracke – „eine so erbärmliche und so sonderbare Lüge, daß Wort für Wort… alles… wahr ist. Was sagt Ihr zu solcher Art Lügen, Herr?“


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)