Seite:De Bracke (Klabund) 142.jpg

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verlesen, durch Schreiber in Gold schreiben, in schwarzes Leder binden und der kurfürstlichen Bibliothek in Berlin einverleiben ließ.

Das Gedicht aber begann:

Unschuldig zeugte ich dies Kind – und also starb’s.
Nie liebt ich ehrlicher als diesen Schmerz.
Nie tiefer war mein Leid als dieses Grab.
Nie edler mein Pokal als ihre Aschenurne.


Der Kurfürst hatte eine kurze Komödie von der Geburt des Herrn erdacht und gedichtet. Sie war mit zweierlei Tinte rot und schwarz auf Pergament, der Umschlag in schwarzer Seide, in der kurfürstlichen Kanzlei selbst vervielfältigt.

Er gab sie Bracke zu lesen. Bracke las:

Der Engel Gabriel spricht:
Nicht fürcht dich, o du kleine Schar,
Gott ist mit dir, glaub mir fürwahr.
Hör Wunder groß zu dieser Frist:
Euch allen heut geboren ist
Christus, der Herr, ein Kindelein
Von einer Jungfrau zart und fein

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_142.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)