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Die Kurfürstin gab Bracke ihre kleine Kinderhand und sagte leise:

„Ich habe Euch lieb, Bracke.“

Und ging in ihre Gemächer.

Der Kurfürst setzte sich mit den vermummten Komödianten und Bracke noch zu Tisch und schmauste und zechte mit ihnen die Nacht durch.

Trunken tölpelte er mit der Dirne, die als Mutter Gottes einen goldenen Heiligenschein um ihre Stirn trug, ins Bett.

Am übernächsten Tage, nachdem der Kurfürst seinen Rausch ausgeschlafen hatte, fragte er Bracke, wer die scharmanten Schauspieler gewesen seien.

Da sprach Bracke:

„Der Henker, der Abdecker, der Mörder und die Hure.“

Da erblaßte der Kurfürst, holte die Hand zum Schlage aus, besann sich aber und verließ dröhnend das Zimmer.


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)