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Im Nebenzimmer der Mikado… wurde nicht mehr gesehen.

Nach einer kleinen Weile läutete die Glocke ein Mönch in der Tonsur des Franziskaners.

Der sprach unendlich gütig, aber mit schwerer Stimme, da ihn das Asthma plagte:

„Gott soll der Gott der Liebe genannt werden künftig. Denn er ist uns wie ein Bruder zu seinem Bruder, wie eine Mutter zu ihren Kindern. Er hat uns aus Liebe geschenkt dieses Leben: Baum und Frucht, Tier und Speise, Rebe und Trank zu unserer Freude. Er hat die Sonne erschaffen, daß wir gewärmt werden, die Sterne, daß wir in der Nacht das Licht nicht vergessen. Tun wir recht, so ist er voll Milde. Sündigen wir, so zeigt er sich voll Gnade. Er ist nichts als Gnade, Segen und Güte, Liebe und Liebe. Misericordias Domini in aeternum cantabo.

Da erscholl ein weitaus heftigerer Beifall als bisher, und alle dünkte fast, als habe der Mönch recht gesprochen.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)