Seite:De Bracke (Klabund) 169.jpg

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Schillernd breitete von einer Thymianblüte ein Pfauenauge die Regenbogenfittiche.

Der Kurfürst zügelte den Schimmel und sprang zu Boden.

Das Pfauenauge entschwebte ins Schwarzblaue, aber er sah an derselben Blume, an der es gehangen, zwei jener sonderbaren und entsetzlichen Tiere, die wegen ihrer flehend erhobenen Arme Gottesanbeter genannt werden, in liebender Umarmung hängen. Mit seinen langen Fühlern streichelte das Männchen die kürzeren des Weibchens. Der Stengel bebte.

Der Kurfürst hielt den Atem zurück.

Die letzte Vereinigung hatte längst stattgefunden. Leicht löste sich das Männchen vom Weibchen. Da fuhr dieses mit dem beweglichen Kopf und seinen anbetend erhobenen Armen, aus denen scharfe Stacheln stießen, blitzschnell herum, umarmte mit den mörderischen Gliedern den wehrlos gefangenen ehemaligen Geliebten – zerbiß ihn gierig und schlang ihn langsam in den Rachen.

Der Kurfürst erhob sich: gemartert. Dies also,

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)