Seite:De Bracke (Klabund) 180.jpg

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Die beiden vordersten Raben stießen scharf hernieder. Ihre spitzen Schnäbel drangen dem Hasen durch die Lichter bis ins Hirn.

Am Horizont der Steppe weht eine Wolke auf. Es sieht zuerst aus, als lockere sich der Erdboden und als werde ein Maulwurf ihm entsteigen. Aber der Staub wirbelt höher und höher, und in den Staubwirbeln rollen schwarze Kugeln. Hunderte, Tausende. Die Kugeln rollen näher.

Es sind Pferde, wilde Pferde, Hunderte, Tausende, eine ganze Herde. Sie galoppieren, und ihre Hufe scheinen kaum die Spitzen der Gräser zu berühren. Sie kommen von Osten. Sie rasen gen Westen. Der vorderste Hengst trägt die Abendsonne auf seinem Rücken.

Plötzlich ein Pfiff.

Die Herde steht. Die Flanken beben und dampfen. Die Nüstern rauchen. Aus den Pferden wachsen menschliche Leiber empor. Aus Mähnen, darein sie vergraben, tauchen bärtige Gesichter. Beine lösen sich von den Pferdeschenkeln und streifen den Erdboden.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)