Seite:De Bracke (Klabund) 228.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auffliegen, wie wenn ein Maulwurf sich durch die Erde arbeitet.

„Ach, Ihr seid es“, sprach Bracke und sah, wie der Conte Gaspuzzi sich mühsam aus der Höhle wälzte, braun bestäubt wie ein Pfefferkuchenmann.

Bracke betrachtete sein Gesicht, das einem Stück Sandsteinfelsen glich: mit Rinnen und Gängen von Korallentieren. Seine Augen lagen darin wie tote Fliegen in Bernstein.

„Ihr könnt nicht sterben – und ich kann nicht leben…“, sagte Bracke, „wie alt seid Ihr wohl, wenn es gestattet ist, zu fragen?“

„Bei Christi Kreuzgang war ich fünfzig Jahre alt. Der Herr trug sein Kreuz an meiner Wohnung vorbei, es drückte ihn schwer, und er blieb an meinem Hause stehen, der ich grade in der Sonne saß und in die Mückenschwärme blickte:

‚Mein Freund – es ist heiß, gebt mir einen Schluck Wasser.‘

Da rief ich: ‚In die Hölle mit dir, Prophet der Ketzer. Einem Ungläubigen das Wasser reichen! P… und sauf dein eigenes Wasser.‘

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_228.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)