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Da sprach Christus: ‚So sollst du ewig durch die Jahrtausende gehen und unlöschbaren Durst haben nach dem Nichts und nach der Vernichtung: deiner und der Welt, nach dem Tod… aber du wirst nicht sterben können…‘

So laufe ich Jahrtausende durch die Welt, lausche auf die Harmonie der Sphären, saufe und saufe das Leben in mich hinein – aus Durst nach dem Tode – und kann nicht sterben.

Ich stürzte mich von der Kuppel des St. Peter in Rom – da glitt ich wie auf einem seidenen Tuch sanft zu Boden.

Ich ließ mich als Gladiator in der Arena Neros zerstückeln und zerfleischen – mein Fleisch fand sich wieder zusammen, und man trug mich als ganzen Menschen aus der Arena, daß selbst Nero vor diesem Zeichen erblaßte.

Ich warf mich in den Vesuv – er hat mich wieder ausgespien.

Ich ging auf ein Schiff, im Gefolge des Kolumbus, das Schiff kam in Sturm und versank, mich spülten die Wellen in Spanien an die Küste.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_229.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)