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Ich kann und kann nicht sterben.“

Bracke starrte in das leere Grab.

„Bruder“, lispelte er.


Als Bracke über die Oderbrücke heimging, hörte er ein leises Läuten.

Er beugte sich über das Geländer.

Da sah er im Mondschein unten in der Oder die versunkene Stadt liegen.

Die war anzusehen wie seine Heimatstadt Trebbin: Kirche und Plätze und Häuser und Brunnen.

Nur schien alles reicher und bunter und strahlender, vom Glanz der Ewigkeit bestreut, vom Strom der Unvergänglichkeit überflossen.

Aus Marmor waren die Häuser gebaut und die Dächer aus purem Silber.

Die Glocken, die in der Kirche läuteten, und die seitwärts zum Gestühl herausschwangen, schienen eitel Gold.

Edelsteine blühten statt Blumen in den Blumenstöcken an den Fenstern und kleine Korallenbäume.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)