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Er kämpfte… eine Woche… vierzehn Tage… um Grieta… um die Kurfürstin… und jeden Tag in diesen vierzehn Tagen ging Nadya an dem Kloster vorbei. Und ihre braunen Augen kletterten wie Eidechsen an der Klostermauer hoch…

Um ihr zu entgehen, ließ er sich vom Prior auf eine Predigtreise in die Dörfer schicken. Müde und zerschlagen kehrte er eines Abends zurück.

Er ging zwischen Weidenbüschen, durch die Oderwiesen, nahe schon der Stadt.

Der Mond stand hinter Wolken.

Plötzlich… er zuckte zusammen… wuchs vor ihm aus dem feuchten Wiesennebel die Vision einer Frau. Er wollte fliehen.

Sie hielt ihn gepackt.

Er wollte das Kreuz machen.

Sie verhinderte es.

Da ließ er sich willenlos in ihre Arme gleiten.

Als sie ihr Gesicht erhob – ihn dünkte, es wären inzwischen Jahre vergangen –, sah sie ihm lange in die Augen, lächelte und nickte mit dem Kopf.


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_236.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)