Seite:De Bracke (Klabund) 240.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Ich schöpfe die Oder in diesen Topf…“

Da besann sich Bracke, daß er sei wie dieses Kind und keinen Deut klüger: daß er, so sehr er sich auch bemühe, den Strom der Ewigkeit zu erfassen, es ihm nicht gelingen werde, mehr davon in seine Schale zu füllen als dieses kleine spielerische Mädchen aus der Oder in seinen Blumentopf.

„Wenn es mir nur gelingt, die Richtung des Stromes zu begreifen, so will ich schon zufrieden sein“ – und sah, wie die Oder abwärts floß von Crossen nach Frankfurt, von Frankfurt nach Lebus, von Lebus nach Stettin – und bis ins Meer.


Als Bracke am Ufer der Oder wandelte, fiel ihm sein Buch, in dem er seine Gedanken und Träume zu verzeichnen pflegte, in den Strom. Da ihm das Buch lieb war wie sein eigenes Kind, sprang er, obwohl des Schwimmens kaum kundig, dem Buch nach, bekam es auch zu fassen, sank aber selbst unter und wäre elend ertrunken,

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_240.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)