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„Wenn ich ein Kind von dir bekäme?“

Bracke lächelte schmerzlich:

„Du wirst kein Kind von mir bekommen, denn Gott hat mich zur Unfruchtbarkeit verdammt.“

Das Mädchen schmiegte sich an ihn.

„Bin ich jetzt dein Weib?“

„Du bist es.“

„Dann will ich es bleiben für alle Ewigkeit.“

Sie hob den Kopf.

„Ich bin nur ein unwissendes Bauernkind und darf dir nicht beschwerlich fallen, denn du bist der ewige Wanderer, von dem die Mutter mir im Märchen erzählte. Du bist ein Bruder Gottes und des Teufels.“

Sie stand zwischen den Bäumen, selber ein schlanker, junger Baum.

Sie reichte ihm noch einmal die Hand, die Brust, den Mund, die Augen.

Dann entschritt sie zwischen den Bäumen, plötzlich verwandelt, wie ein edles Reh.


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)