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24.
New York, März 1900.

Heute früh brachte die Post einen Brief aus China für Ta. Ich gab ihn ihm. Nach kurzer Zeit kam er wieder zu mir und sagte mir mit einem Gesicht, hinter dessen orientalischem Gleichmut doch die Bestürzung zu lesen war, er bäte mich, ihn nach Hause zurückreisen zu lassen, seine Mutter verlange durchaus nach ihm. Ich konnte es nicht verstehen, denn wir schicken seiner Mutter jetzt regelmäßig Geld, und sie ist eigentlich besser daran, als wenn Ta in Peking wäre. Er blieb aber dabei, der Brief sei so, daß er nicht länger zögern dürfe, er müsse durchaus nach Hause, wollte er nicht ein ganz schlechter Sohn sein. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Zum Glück kam der Provikar zum Frühstück zu uns. Ihm erzählte ich den Fall und bat ihn um Rat. Ta wurde hereingerufen. Sie verhandelten lange miteinander auf chinesisch, der Provikar las den Brief, dann wandte er sich an mich: „Das ist nun gleich eine Bestätigung dessen, was ich Ihnen vor ein paar Tagen erzählte. Die chinesischen Konvertiten in und um Peking scheinen zu wissen, daß sich schlimme Dinge gegen sie vorbereiten. Tas Mutter, die wie so viele Christen in der Nähe des Petang lebt, fürchtet sich

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)