und man rechnet rasch nach – und oft ist die Frist schon überschritten.
Eine Zahl enthalten die Briefe auch immer – die der Toten.
Und wie sie mit jedem neueren Briefe wächst, diese Zahl derjenigen, für die alle Hilfe zu spät kommen wird!
Und die Angst – wer ist schon mitgezählt worden? Wen wird das Los noch treffen?
Frühestens am 14. sagt man hier, können die Entsatztruppen in Peking sein. Die ganze Welt ist erstaunt über ihr rasches Vordringen – und meiner Ungeduld dünkt es noch immer so langsam! Flügel möchte ich ihnen geben!
Eine so namenlose Angst erfüllt mich gerade vor diesen letzten Tagen und Stunden.
Heute Nacht, liebster Freund, wachte ich auf und bildete mir ein, wieder in Peking zu sein. Ich muß im Schlaf ein Geräusch gehört haben, das sich in meinen Träumen zu dem Aufeinanderschlagen zweier Bambusstäbchen verwandelte, womit die
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/252&oldid=- (Version vom 31.7.2018)