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denen ich begegnete, schienen auch fröhlich. Die Herren trugen den Hut in der Hand, die Mädchen lächelten dem rotem Lichte zu. In einem Hause wurde Mendelssohn gespielt; die selbstverständliche Süßigkeit, die so ohne weiteres einleuchtete, gefiel mir heute. Ein Paar kam mir entgegen. Es war Toni mit ihrer Pappschachtel, am Arm eines blonden jungen Mannes. Sie nickte mir zu, machte sich von ihrem Begleiter los, um mich zu begrüßen.

„Ach, Herr Magnus, Sie –“

„Ja – Toni – wie geht es?“

„Danke, gut. Ach, hab’ ich auf Sie auf der Bank gewartet, und Sie kamen immer nicht. Einmal gingen Sie vorüber und sahen mich gar nicht.“

„– O, wirklich“, murmelte ich verlegen.

„Ich war sehr böse. Aber jetzt ist’s vorüber –“

„Sie haben einen – einen?“ fragte ich zögernd. Sie lächelte selig.

„Ja, einen Ophtalmologen. Ein lieber Mensch.“

„So. Viel Glück!“

„Danke. Gleichfalls, Herr Magnus.“ Und sie nahm wieder den Arm ihres Ophtalmologen.

Gut, gut, dachte ich. Die lieben Mädchen.

Als ich über den Vorplatz der Villa ging, sah ich

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/234&oldid=- (Version vom 31.7.2018)