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Nachtheil genossen werden können, enthalten hingegen auf dieselbe Menge Stickstoff weniger Kohlenstoff als die Blutbestandtheile.

Zu keiner organischen stickstoffhaltigen Basis steht das Theïn hinsichtlich seiner Zusammensetzung in einer näheren Beziehung als zum Kreatinin, zu der so merkwürdigen, im Muskelsystem der Thiere vorhandenen und im thierischen Lebensprocess erzeugten Verbindung, so wie zum Glycocoll, von dem wir voraussetzen dürfen, dass es einen Paarling der Leimsubstanz ausmacht, wie dies aus den folgenden Formeln anschaulich ist:

Theïn C8 N2 H5 O2
Kreatinin C8 N3 H7 O2
Glycocoll (wasserfrei) C8 N2 H8 O6
Kreatin C8 N3 H11 O6
Theobromin im Cacao. C7 N2 H4 O2

Man bemerkt bei Ansicht dieser Formeln, dass das Kreatinin die Elemente des Theïns und die des Amid (NH2) enthält und dass sich Glycocoll und Kreatin durch die Elemente von 1 Aequivalent Ammoniak unterscheiden, welche das Kreatin mehr enthält.

Das Theïn liefert in gewissen Zersetzungsprocessen eine Reihe von höchst merkwürdigen Producten, die mit den Producten, welche die Harnsäure bei ähnlichen Einwirkungen liefert, grosse Aehnlichkeit haben (Rochleder).

Das Getränk Thee unterscheidet sich von dem Getränke Kaffee durch seinen Eisen- und Mangangehalt. Dampft man einen klaren Theeaufguss von Pecco- oder Souchong-Thee zur Trockne ab und äschert den Rückstand vollständig ein, so bleibt eine Asche, welche oft durch mangansaures Kali grün gefärbt ist und mit Salzsäure – des Gehaltes an dieser Säure wegen – Chlor entwickelt. Der Gehalt des Thee’s an diesen Metallen ist um so merkwürdiger, weil die empfindlichsten Reagentien das Eisen im Thee nicht anzeigen; setzt man ein Eisensalz zu, so wird der Thee wegen seines Gerbstoffgehaltes schwarz wie Dinte; der Theeaufguss enthält eine Eisenverbindung, auf welche der Gerbstoff offenbar ohne alle Wirkung ist.

Wir geniessen demnach in dem Thee (von manchen Theesorten) ein Getränk, welches den wirkenden Bestandtheil der wirksamsten Mineralquellen enthält, und so gering auch die Menge Eisen sein mag, die man täglich darin zu sich nimmt, so kann dieselbe auf die vitalen Vorgänge nicht ohne Einfluss sein[1].

  1. Ein Theeaufguss von 70 Grm. Peccothee enthielt 0,104 Grm. Eisenoxyd und 0,20 Grm. Manganoxydul. (Fleitmann.)
    Bestandtheile der Asche
    des
    Theeaufgusses Kaffeeabsudes der Cacaobohnen
    (Souchonthee) (Javakaffee) (Guayaquil)
    (Lehmann.) (Lehmann.) (Zedeler.)
    Kali 47,45 51,45 37,14
    Kalk 1,24 3,58 2,88
    Magnesia 6,84 8,67 15,97
    Eisenoxyd 3,29 0,25 0,10
    Phosphorsäure 9,88 10,02 39,65
    Schwefelsäure 8,72 4,01 1,53
    Kieselsäure 2,31 0,73 0,17
    Kohlensäure 10,09 20,50 0,00
    Manganoxyd 0,71 0,00 0,00
    Chlornatrium 3,62 ClK 1,98 Cl 1,66
    Natron 5,03 0,00 0,00
    Kohle und Sand 1,09 0,49 0,00
    100,77 100,68 100,33
    100 Gew.-Theile Theeblätter (Souchong) geben mit siedendem Wasser ausgezogen 15,536 Gew.-Theile trocknen Extract, worin 3,06 Gew.-Theile Asche (=19,69 Procent des Extracts). 100 Gew.-Theile geröstete Kaffeebohnen lieferten mit Wasser ausgekocht 21,52 Gew.-Theile Extract, worin 3,41 Gew.-Theile Asche (16,6 Procent des Extracts). Die Cacaobohnen waren ausgehülst und lieferten 3,62 Procent Asche.

    WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt

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Justus von Liebig: Chemische Briefe. Leipzig und Heidelberg 1878, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Chemische_Briefe_Justus_von_Liebig_310.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)