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Barone zurückgeführt werden[1]. Einer anderen Auffassung der in Florenz stattgehabten Vermischung verschiedener Bevölkerungselemente huldigt bekanntlich Dante, der ja von der Durchsetzung der guten alten Bürgerschaft der Stadt mit den neuen zugezogenen Bewohnern der Grafschaft die blutigen Parteiungen der Stadt und alles Unheil, das über sie kam, ableitet. Aber man wird, wenn es unzweifelhaft richtig ist, dass dies rasche Emporkommen der Stadt eine Folge der kriegerischen Tüchtigkeit ihres Adels, nicht minder aber auch des kaufmännischen Talentes des Theiles der Bürgerschaft war, welcher sich, wenn auch keineswegs ausschliesslich, so doch grösstentheils aus den zugezogenen Elementen recrutirte, Dante hierin Unrecht geben müssen, und gerade in der lebhaften Reibung und Vermischung der beiden auf verschiedenen ethnischen und socialen Grundlagen ruhenden Bevölkerungsschichten der Stadt die Ursache ihres Emporblühens und der Schöpfung ihrer Cultur zu suchen haben, – eine Auffassung der Entwicklung der Stadt, die ja auch insofern die Machiavelli’s ist, als er das Sinken der Comune von der gewaltsamen Ausscheidung des Adels aus ihr ableitete.

Und wenn man sich die weitere Frage vorlegt, wie es gekommen sein möge, dass sich gerade diese kleine nach Norden und Osten von hohen, theilweise unwegsamen Gebirgen umgebene, in einer sumpfigen Niederung gelegene Landstadt, die in der Zusammensetzung ihrer Bevölkerung sich im Wesentlichen doch nicht von vielen italienischen Comunen unterschied, zu einem der ersten Industrie- und Geldplätze des Mittelalters habe aufschwingen können, so lässt sich auch hierfür manches zur Erklärung beibringen. Die Grafschaft Florenz war im frühen Mittelalter so wenig eine „üppige“ Landschaft, wie einst Attika. Ihre Kornkammer, die Fluren von Empoli, kam erst gegen den Ausgang des 12. Jahrhunderts in den Besitz der Comune. Von früher Zeit an waren daher ihre Bewohner auf anstrengende Arbeit angewiesen und gezwungen, sich bei steigender Volkszahl nicht mit dem Landbau zu begnügen. Nach zwei Richtungen hin konnte sich ihr Thätigkeitstrieb entwickeln. Die Anknüpfungspunkte dazu befanden sich, so zu sagen, vor ihren Thoren.

War Florenz auch eine Binnenstadt, so lag doch kaum einige

  1. G. Villani I, 41 u. IV, 1.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_014.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)