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erschliessen. Wir wissen nur im Allgemeinen, dass seit dem 11. Jahrhundert der Curie immer grössere Einnahmen aus allen Ländern der Christenheit zuflossen und Rom das Centrum eines grossen Geldverkehrs war.

Wo aber in dem geldarmen Mittelalter baare Münze zusammenfloss, da bedurfte man mehr als heutigen Tages der Wechsler (campsores), und in Rom der Mittelsmänner, die in fernen Ländern den Zehnten, den Peterspfennig, die Palliengelder und dergl. eintrieben und ablieferten. Wurden dazu auch vielfach Cleriker verwendet, so waren doch diese nicht so geschickt wie Kaufleute, welche in diesen Ländern mit dem für die Curie eingezogenen Gelde Waaren kauften und in Rom dann von ihrem Hause in der Heimath die fällige Summe auszahlen liessen. Konnten die der Curie in der Ferne Verpflichteten nicht zahlen, so streckten die italienischen Geldleute die Summen wohl gegen hohe Zinsen, oder, als später das Zinsverbot durchgesetzt war, gegen eine reichliche Donation vor. So waren namentlich in England, und hier besonders seit der unwürdigen Unterwerfung Johanns ohne Land unter den Willen von Innocenz III., die Agenten der Curie thätig und wussten sich dem stets geldbedürftigen Hofe und den reichen Klöstern, denen sie den wichtigsten Ausfuhrartikel der Insel, die Wolle, abnahmen, unentbehrlich zu machen.

Es ist nicht festzustellen, in welcher Zeit die erste Verbindung der Curie mit den Florentiner Geldwechslern geknüpft worden ist. Da die Stadt seit den Zeiten Heinrichs IV. mit nur ganz verschwindenden Unterbrechungen stets auf Seiten des Papstthums gestanden hatte, zu dem sie ihre Traditionen und der religiöse, leicht in Fanatismus ausartende Sinn ihrer Bewohner[1], sowie ihr politischer Vortheil zogen, haben die Päpste sich wohl besonders gern der Florentiner als ihrer Agenten bedient. Und doch scheint es fast, als wären sie auch hierin erst die Nachfolger der Sienesen und Lucchesen geworden. Wenigstens können wir unseres Wissens keine so frühe Verbindung der Curie mit einem Florentiner Geldhause nachweisen, als z. B. mit den Sieneser Buonsignori. Selbst im 13. Jahrhundert noch finden wir, dass anfänglich lucchesische, sienesische, pistojesische Banquiers in England mehr Geldgeschäfte machen als Florentiner Häuser, die sie

  1. Quellen u. Forschungen etc. I, S. 88 u. f.; II, S. 170 u. f.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_017.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)