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angeordnet war. Dass sich unter diesen Abschriften nicht die des Reichsregiments finden, durch welche den Florentinern die Grafschaft abgesprochen oder nur beschränkt verliehen wurde, und ähnliche, versteht sich von selbst. Pflegte man ja doch häufig bei Vertragsabschlüssen selbst nur den Theil der Urkunden aufzuheben, der Rechte verlieh, während man die Aufbewahrung der correspondirenden Verpflichtungen dem Partner überliess. Entspricht so die Anlage des Registrums durchaus nicht den Anforderungen, welche wir an eine vollständige Urkundensammlung stellen, so zeigt sie doch, wie sehr das damalige Stadtregiment auf die Wahrung aller Rechte der Comune bedacht war.

Es war ein überaus rühriges, thätiges, für seine Interessen leidenschaftlich arbeitendes Geschlecht dieses „popolo vecchio“; rauh und hart in seiner eigenen Lebensführung, streng über die Erfüllung aller seiner Ordnungen wachend, unerbittlich gegen seine Feinde. Angehörige der Grafschaft, welche ein Castell an Guido Novello übergeben hatten, band man zwischen Bretter und sägte sie in Stücke. Ihre kriegerischen Erfolge nützten die Stadt und ihre einzelnen Bürger bis aufs äusserste aus. Neben charaktervollen, uneigennützigen Rathsmännern bildete sich aber schon früh, durch die florentinische Redegabe unterstützt, ein Geschlecht von ehrgeizigen, demagogischen Parteimännern aus. G. Villani weiss schon von einem Geiste des Uebermuths und der Ueberhebung zu berichten, der sich der Volksmenge zu bemächtigen begonnen habe. Dieser sollte noch einmal blutig gedämpft werden.


III.

Es ist das naturnothwendige Schicksal aristokratischer Genossenschaften, dass sie sich um rein persönlicher Angelegenheiten willen leicht spalten und dass in ihnen gar häufig nicht die Führung an ihre begabtesten und tüchtigsten Männer fällt, sondern an solche, die durch ihre Geburt aus besonders vornehmer Familie oder durch ihre Stellung an der Spitze einer überaus zahlreichen Clientel als die geborenen Führer angesehen werden, ohne dass sie sich durch ihre persönlichen Eigenschaften hierzu eigneten. Das Glück, einen solchen lediglich durch das Ansehen seiner Familie, nicht aber durch Tapferkeit und sonstige Tüchtigkeit ausgezeichneten Mann an der Spitze seiner Gegner zu sehen, hatte Florenz fast das ganze Menschenalter hindurch, von dem

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_032.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)