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des Hasses der Parteien in Tuscien. Bald wurde er auch in die von diesem entzündeten Kämpfe hineingezogen. Ich übergehe die Einzelheiten. Am 18. Mai 1260 kam eine kleine deutsche Reiterschaar, welche Manfred auf inständiges Bitten den Sienesen zu Hilfe geschickt hatte, in ein wildes Handgemenge mit dem grossen florentinischen Heere, das Siena belagern wollte. Tollkühn stürzten sich die hundert Reiter auf das Lager der Feinde, das sie in völlige Verwirrung brachten. Schliesslich wurden die Verwegenen aber niedergeschlagen und verloren die Fahne des Königs, welche die Florentiner, nach Hause zurückgekehrt, durch den Koth schleiften. Das erforderte eine Bestrafung. Giordano d’Anglano, der Generalvicar des Königs in Tuscien, der den Sommer über im Verein mit den Sienesen Montalcino, die Bundesgenossin von Florenz, belagert hatte, vollzog sie in furchtbarer Weise.

Auf die Nachricht hin, dass ein grosses Heer der Florentiner und ihrer Bundesgenossen – seine Stärke wird nicht zu hoch auf 30–40,000 Mann berechnet – sich gegen Siena in Bewegung gesetzt habe, um später Montalcino zu entsetzen und zu verproviantiren, wandte er sich mit einer von Manfred neuerdings gesendeten Reiterschaar Ende August gegen den Siena bedrohenden Feind. Nachdem dieser die Stadt ohne Erfolg zur Uebergabe aufgefordert hatte, zog er an Siena vorüber, um seinen Proviant, der auf 20,000 Eseln mitgeführt wurde, nach Montalcino zu bringen. Die Florentiner Heeresführung benahm sich auf diesem Flankenmarsche sehr ungeschickt und unvorsichtig. Als das mit dem unendlichen Trosse beschwerte Heer am 4. September früh seinen Marsch fortsetzen wollte, griffen es die Truppen Manfreds, der Sieneser und ihrer Bundesgenossen von allen Seiten an. Florentiner Ghibellinen, die den Heereszug mitmachten, entfalteten nach dem ersten Angriffe der Sieneser verrätherisch die ghibellinischen Feldzeichen von Florenz[1] und steigerten dadurch

    die sehr trüb war. Wo wir nicht durch die Gesta Florentinorum oder durch Urkunden gesicherte Angaben besitzen, muss man Villani stets misstrauen. Wie weit dieses Misstrauen zu gehen hat, wird immer Sache subjectiven Ermessens sein. Ich kann nur von mir sagen, dass je mehr ich ihn studirt habe, desto ungläubiger ihm gegenüber ich geworden bin. Und doch ist die Chronik ganz unschätzbar als treues Gesammtbild der Zeit und ihrer Anschauungen.

  1. Mehr wird man nicht behaupten können und mehr sagen die Guelfen von Florenz in ihrem Schreiben an Conradin auch nicht. Wenn
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_036.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)