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die Sienesen in ihren Händen und sie liessen sich dieselben in dem Friedensschlusse mit ihrem Rivalen, der am 25. November erfolgte, nicht entgehen. Es wurde ein Schutz- und Trutzbündniss nebst Handelsvertrag abgeschlossen, die Florentiner verzichteten auf alle ihre Ansprüche auf die südlich von Siena gelegenen Gebiete, Städte und Castelle, wie Montalcino, Montepulciano u. s. w., welche die Ursache des Krieges gebildet hatten, nicht minder aber auch auf die seit einem Jahrhundert strittigen Grenzdistricte zwischen den Grafschaften beider Städte, auf Castiglioncello dello Trinoro, Poggibongi, Staggia u. s. w. Es mochte dem florentinischen Adel nicht leicht werden, diese Orte, um die ihre Vaterstadt so lange gekämpft hatte, wieder herauszugeben. Aber dagegen war jetzt kein Widerstand möglich. Erfreulicher war ihm sicher der Umsturz der Verfassung von 1250.

Die Volksgemeinde sammt den Anzianen wurde aufgehoben. Wie früher war ein Rath von dreihundert Mitgliedern der Träger der höchsten Gewalt, der über Krieg und Frieden, neue Steuern u. s. w. in letzter Instanz beschloss. Neben ihm fungirte ein zweites Colleg von 90 Rathsherren, zu deren Berathungen ein Ausschuss von 24 Buonuomini, eine Credenza, die Anträge vorbereitete. Durch einen Aufruf des Generalvicars, der sich sehr masshaltig benommen zu haben scheint, wurden die flüchtigen Guelfen zur Rückkehr aufgefordert, die Ausbleibenden gebannt. Dass die Ghibellinen, deren Häuser 1257 zerstört worden waren, sich jetzt an ihren Feinden durch ähnliche Gewaltthaten rächten, versteht sich von selbst. Es werden nicht weniger als 59 Thürme aufgezählt, welche

    möchte ich keinen Glauben schenken. – Der Einzug der Ghibellinen in Florenz erfolgte sicher den 12. September (gegen Fahrenbruch), da der 16. kein Sonntag ist. In den Gesta Flor. stand ein Schreibfehler: XVI für XII, den Villani und der Cod. Neapolit. gemeinsam haben. Paolino Pieri hat das richtige Datum. – Ob die Vorgänge bei dem Einzuge der Verbündeten in Florenz sich so abgespielt haben, wie sie Malavolti, Historia di Siena II, 2. Bl. 23 b, erzählt, wird unsicher bleiben. M. folgt fast immer guten Quellen, die wir theilweise nicht mehr besitzen. Seine Urkundenauszüge sind stets zuverlässig. Ist die Erzählung richtig: die in die Stadt Eindringenden wollen nicht an die widerstandslose Unterwerfung glauben und gehen daher sehr vorsichtig vor, die Zurückgebliebenen bitten demüthigst um Schonung der Stadt, so bestätigt sie nur unsere Auffassung der Ereignisse. Die Florentiner hatten wohl von der Absicht gehört, die Stadt zu zerstören.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_038.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)