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nicht von dem Generalvicar König Manfreds gefangen worden sei, weil die Pisaner den Eintritt dieses in ihren Hafen von der vorherigen Abtretung des Castells von Mutrone abhängig gemacht hätten, und jener nur dadurch Zeit zur Flucht gewonnen habe, selbst wenn diese Erzählung Villani’s, sage ich, nicht richtig sein sollte, so charakterisirt sie doch vollkommen die Selbstsucht der Pisaner und die Unfähigkeit Guido Novello’s.

Was aber fast noch schlimmer als diese Selbstsucht der Bundesglieder wirkte, war ihre politische Unsicherheit und ihre Unzuverlässigkeit. In jeder Weise schürte die Curie die Zwietracht in den einzelnen Städten. Man könnte glauben, dass die Parteiverhältnisse in denselben jetzt ziemlich gleichartig gewesen seien. Das würde aber ein grosser Irrthum sein. War in Florenz der Adel politisch gespalten, nur die Mehrheit desselben ghibellinisch gesinnt, so gehörte das Volk vorzugsweise der guelfischen Partei an; in Siena war es umgekehrt: die alten vornehmen Geschlechter, die Tolomei, Salimbene u. s. w. waren guelfisch, die Volksgemeinde unter Provenzano Salvani schlug die Schlacht von Montaperti. Da die tuscischen Städte der Curie nun schon seit längerer Zeit ihre Banquiers geliefert hatten und die Waaren ihrer Kaufleute auf den grossen Marktplätzen des westlichen Europas überall verbreitet waren, ergab sich hieraus für viele einflussreiche Kreise der Bundesglieder ein wesentliches Hinderniss ihrer Actionsfreiheit. Die Päpste, Alexander IV., Urban IV., Clemens IV., knüpften durch ihre Banquiers, denen sie die ihnen schuldigen Summen nicht auszuzahlen drohten, Verbindungen mit deren Heimathsorten an. Wenn diese sich nicht fügten und von Manfred nicht abfielen, so drohte man, man werde Jedem die Freiheit geben, sich ungestraft der Waaren ihrer Bürger zu bemächtigen. Die Päpste übten auf diese Weise eine Art von geistlichem Repressalienrecht aus. Und das wirkte. Wir finden in den Jahren nach 1262 sich die Uebertritte der reichen Handelsherren zur päpstlichen Partei immer mehren, trotzdem dass bis 1265 der äussere politische Einfluss Manfreds in Tuscien im Steigen war. Die Curie, der jedes Mittel recht war, Manfred zu stürzen, hetzte in den aristokratisch regierten Städten, wie in Florenz, die Kaufleute und Fabrikanten, z. B. die Wollweberzunft, gegen das Stadtregiment auf, während sie in Siena die Aristokratie stützte und in Pisa wieder mit den

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_040.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)