Seite:De DZfG 1889 01 044.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ubaldini, den Freund Kaiser Friedrichs II. und ghibellinisch gesinnt, auf, die Stadt von den kirchlichen Censuren zu befreien, wenn 60 solvente Kaufleute der Stadt sich mit Hab und Gut für den Gehorsam ihrer Comune verbürgen würden. So sicher sah er schon die Unterwerfung der Florentiner an, dass er an demselben Tage an seinen Legaten in Frankreich, zugleich mit der Nachricht von der Schlacht von Benevent, dieses meldete[1]. In der That löste der Cardinal schon am 7. April die Stadt vom Banne. Diese hatte sich damit aber keineswegs einem guelfischen Regimente unterwerfen wollen. Das guelfische popolo vecchio hatte sechs Jahre vorher „die Arbia blutigroth gefärbt“, die Häupter des guelfischen Adels waren ausserhalb der Stadt, die Ghibellinen waren noch im Besitze der Herrschaft. Da glaubte Guido Novello seinen Feinden entgegenkommen zu sollen.

An Stelle des ausschliesslich ghibellinischen Stadtregiments sollte jetzt, in Nachahmung eines ähnlichen Versuchs in Piacenza (1254), ein zweiköpfiges Podestatenamt errichtet werden. Der eine der „Rectoren“ sollte der ghibellinischen Partei, der andere der guelfischen angehören. In Verbindung mit 36 Rathsmännern (buoni uomini), die dem wohlhabenden Bürgerstande angehörten und gleichfalls den beiden Parteien entnommen waren, sollten sie die Stadt regieren. Die Wahl für die beiden Podestaten fiel auf zwei Bolognesen, welche zu dem nicht lange vorher entstandenen Ritterorden der glorreichen Jungfrau Maria, gewöhnlich Frati godenti, vom Volk wohl auch Capponi (Kapaune) genannt, gehörten. Es waren der Guelfe Catalano de’ Malavolti und Loderingo d’Andalò. Der Papst, der die naturnothwendigen Folgen eines so constituirten Regimentes von Anfang an übersah und seine Aufgabe nur als eine vorübergehende bezeichnete, musste die Beiden erst von ihren Ordensgelübden entbinden und in sie drängen, diese zweideutige Mission anzunehmen[2]. Ihr sind

  1. Martène et Durand, Thesaurus II, 302, cap. 257. Der Brief an den Cardinal bei G. Capponi, Storia di Firenze I, 548. Es ist ganz bezeichnend für die Kenntniss, die Villani von den Geschicken seiner Vaterstadt besass, dass er die Einmischung des Papstes in dieselben gar nicht erwähnt. Oder hat er sie absichtlich verschwiegen?
  2. Martène et Durand, Thesaurus II, 231, vom 12. Mai. Am 24. Mai sind die beiden in Florenz nachweisbar.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_044.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)