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Ghibelline aus der angesehenen Familie Soldanieri stellte sich an die Spitze der Bürgerschaft, welche die Strassen mit Barricaden sperrte. Ein vereinzelter Versuch, diese zu brechen, misslang. Guido Novello verlor allen Muth. Mit seinen Schaaren ritt er, von drei Rathsmännern umgeben, die ihn gegen die Geschosse und Steinwürfe aus und von den Häusern schützen sollten, von San Giovanni nach dem Palazzo des Podestà, um von den Frati godenti, die dort residirten, die Schlüssel der gesperrten Stadtthore zu verlangen. Diese riefen ihm zu, sich zu beruhigen, sie würden das Geld beschaffen, er solle nur nach seinem Palazzo reiten. Aber der Feigling hatte den Kopf verloren. Durch das „Ochsenthor“ führte er die Schaaren der deutschen Söldner ostwärts aus der Stadt, dann zog er mit ihnen nordwärts im Bogen um sie herum und kam noch des Abends in Prato unversehrt und unbelästigt an. Es hätte unter den so schmählich Geflüchteten kein einziger tapferer Mann sein müssen, wenn sich nicht doch einiges Schamgefühl unter ihnen geregt hätte. Man beschloss, wieder nach Florenz zurückzukehren. Als man aber am folgenden Tage, jetzt von Westen kommend, vor die Stadt kam, fand man die Thore geschlossen, die Mauern besetzt. Das schien sehr bedenklich, und Guido Novello ritt abermals von dannen, auf seinem Rückzuge seinen Muth durch die Erstürmung eines elenden Schlösschens kühlend.

Jetzt war der Moment gekommen, in dem Clemens IV. energischer und erfolgreicher eingreifen zu können gedachte. Er war von seinen Agenten natürlich von dem Vorgefallenen sofort unterrichtet und angeblich gebeten worden, Florenz einen Podestà zu senden. Aber noch immer wollte man sich hier nicht auf Gnade und Ungnade unterwerfen. Noch waren die angesehensten ghibellinischen Familien, wie die Uberti, Fifanti, Scolari in der Stadt, das Stadtregiment gemässigt ghibellinisch, d. h. in diesem Falle autonomistisch, gesinnt. Der Umstand, dass der von Clemens IV. bestimmte päpstliche Podestà Jacobo von Collemedio lieber in den Abruzzen bleiben, als sich in das ihm zugedachte Florenz begeben wollte, erleichterte den Florentinern ihren Widerstand. Der Papst schrieb Brief über Brief am 20., am 22., am 23. November, wollte das Amt eines Capitano del popolo wieder ins Leben gerufen sehen, schickte einen in den tuscischen Dingen sehr erfahrenen Geistlichen, Elias Peleti, nach

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)