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Schuldig oder non liquet?
Zur Streitfrage über Maria Stuart.
Von
Moritz Brosch.


Um die Mitte des Jahres 1566 gelangte an den englischen Hof die Nachricht aus Schottland, dass Graf Bothwell über Maria Stuart alles vermöge, dass er, der verrufenste der schottischen Edelleute, in höheren Gnaden bei ihr stehe, als alle übrigen Höflinge zusammengenommen[1]. So erscheint Bothwells Namen, der den schwärzesten Schatten auf Mariens Charakter wirft, zuerst in inniger Verbindung mit dem der Königin. Es war Bothwell, der die Vorbereitungen zur Ermordung des Königin-Gemahls, Henry Darnley, in die Hand genommen und am 9. Februar 1567 zum erwünschten Ende geführt hat. Es war Maria Stuart, die den kranken Darnley von Glasgow nach Edinburgh gebracht und in dem einsam gelegenen Hause einquartirt hatte, in dessen Kellerraume die Pulvermenge aufgehäuft wurde, die genügend war, es in die Luft zu sprengen[2]. Sehr bald nach der grauenhaften

  1. Calend. of State Pap. Foreign 1566–68 p. 93, 110.
  2. Bekanntlich ist Darnley nicht durch die Explosion getödtet worden, sondern vor derselben geflüchtet und auf der Flucht seinen Mördern in die Hände gefallen. Die gewöhnliche Lesart, wie das zugegangen sei, finde ich der Hauptsache nach bestätigt in einer venet. Depesche, welche die Erzählung des über Paris nach Schottland heimkehrenden savoyischen Gesandten La Morette reproducirt: Quando fù circa mezzanotte il Re senti romor grande… onde dubitando di quello che gli intravenne si calò giù d’una finestra che guidava sopra il giardino, ma non puote andar inanti, perche fù attorniato da alquanti quali con le maniche della sua camicia lo strangolorno etc. Dep. Giov. Correr. Paris 20. März 1567, Ven. Arch.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_049.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)