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den Ereignissen sehr nahestehenden Bericht haben wir in den Ann. Petaviani: Hoc anno domnus et religiosus rex Karolus habuit magnum placitum in Saxonia super flumen Lippia: et ibi venerunt legationes Unorum ad praesentiam principis. Id ipsum annum Saxones rebellantes et reducti ad priore tramite, deum abnegantes et fidem quam promiserant, tunc cum magno exercitu hostes in Saxonia et caederunt Franci de Saxones multitudo hominum et multos vinctos Saxones adduxerunt in Francia.

Die Abweichungen von dem ersten Berichte sind beträchtlich: weder der Einsetzung sächsischer Grafen, noch Widukinds, noch der Niederlage der Franken, noch endlich der Verwüstung des Landes geschieht Erwähnung; dagegen wird der Gesandtschaft der Hunnen (Avaren) und der Abführung zahlreicher sächsischer Gefangenen gedacht, wovon wieder der erste Bericht nichts weiss. Aber gleich wie dieser sprechen auch die Petav. nur davon, dass zahlreiche Sachsen erschlagen, nicht dass sie hingerichtet seien, und gerade wie dort wird auch hier keine Zahl der erschlagenen Sachsen genannt, und wird das Blutvergiessen nicht auf einen Ort oder gar auf einen Tag beschränkt.

Nun kann es wohl nicht zweifelhaft sein, dass ein eingehenderer Bericht, als die bisher betrachteten dürftigen Angaben, schon bald nach den Ereignissen aufgezeichnet worden ist, sei es am Hofe oder in einem der grossen Klöster, und nach allgemeiner Annahme haben wir eine Ueberarbeitung dieses Berichts in den sogenannten grossen Lorscher Annalen vor uns. Sie berichten zum Jahre 782: König Karl ging bei Köln über den Rhein und hielt bei Lippspringe einen Reichstag (synodum). Dorthin kamen alle Sachsen mit Ausnahme des Rebellen Widochind. Auch kamen dorthin normannische Gesandte des Königs Sigfrid, d. h. Halptans mit seinen Genossen, und ebenso avarische Gesandte von dem Chakan und dem Jugurr. Nach Schluss der Reichsversammlung (placitum) kehrte König Karl nach Franken zurück. Und als er zurückgekehrt war, wurden die Sachsen gewohntermassen sogleich wiederum aufständisch auf Anstiftung Widochinds. König Karl aber, noch ohne Kunde hiervon, sandte seine Missi Adalgis, Gailo und Worad, um ein Heer von Franken und Sachsen gegen wenige aufständische Slaven zu führen. Als die Missi unterwegs hörten, dass die Sachsen aufgestanden seien, vereinigten sie ihre Schaaren und fielen über die Sachsen her,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_082.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)